Der weite Weg zum Alphabet Geschichte der Satzschriften Seite 17
1800
Während Napoleon Bonaparte seine imperialen Feldzüge mit der Besetzung Italiens begann und bei dieser Gelegenheit die zutiefst aristokratischen Schriften Bodonis für sich entdeckte, gründete Justus Erich Walbaum in Goslar seine Schriftgießerei. Hier und später in Weimar entwickelte er seinen Beitrag zum Schriftklassizismus.
Der durch und durch bürgerliche Walbaum nahm den idealisierten Typen Bodonis und Didots ihre elitäre Kälte. Er schaffte es, die strenge Linienführung so zu modifizieren, daß eine funktionale Schrift entstand. Durch die Reduktion der Kontraste zwischen Grund- und Haarlinien erzielte er ein helleres, gleichmäßigeres Schriftbild, was die Walbaum im Gegensatz zu ihren Vorbildern zu einer angenehmen Leseschrift macht.
Zu Ehren kam Walbaums Antiqua allerdings erst, nachdem sie 1920 bei Brockhaus wiederentdeckt wurde. Kurz bevor die ästhetisch weit überlegene Walbaum fertiggestellt war, brachte die Jenaer Gießerei Frillwitz einen Didot-Verschnitt heraus, der den deutschen Markt eroberte.
Muster20 Walbaum Buch normal

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