Punkt Cicero 6/1992 Verstehen Sie Farbe? Farbenlehre Seite 16
Grau ist alle Theorie! Dies gilt selbst für die Farbenlehre. Denn was haben Sie als Anwender von all den Erkenntnissen über Farbe und Farbmodelle, wenn diese nicht als adäquate Programmumsetzungen in unsere Software einfließen? In der letzten Folge unserer Serie wollen wir aufzeigen, welche konkreten Hilfsmittel dem DTP-Gestalter bei der Farborientierung derzeit zur Verfügung stehen.
Für wissenschaftliche Zwecke und für den Einsatz im Vierfarbdruck existieren Tabellen, die in regelmäßigen Rasterabstufungen die Mischmöglichkeiten von Druckfarben zeigen. Sofern das benutzte Programm eine Farbbestimmung über YMC(K)-Werte erlaubt, sind die in den Tabellen angegebenen Zahlen direkt übertragbar. Allerdings wird in der Regel die auf dem Bildschirm angezeigte Farbe nicht genau dem Farbmuster entsprechen. Man hat aber die Gewähr, daß im späteren Druck exakt die gewünschte Farbe erscheint. Natürlich dürfen die Farbwerte nicht durch eine Separationskurve verändert werden. Das Separationsmodul in Calamus SL läßt dementsprechend alle YMCK-definierten Farben unberührt.
Solche Farbtabellen gibt es in allen Preisklassen vom kostenlosen Werbegeschenk einer Druckerei bis hin zu 1000 Mark teuren Farbatlanten. Die enormen Preisunterschiede resultieren aus den jeweils zugelassenen Toleranzen für drucktechnische Farbabweichungen. Solche Qualitätsunterschiede relativieren sich in der DTP-Praxis teilweise dadurch, daß das Aussehen der Farbnuancen sehr stark vom Licht abhängt, unter dem man sie betrachtet. Die sachgerechte Beurteilung einer Farbe setzt eine Beleuchtung mit der Normlichtart "D65" voraus, die dem mittleren Tageslicht entspricht. Bei der Arbeit am Computer mischt sich dagegen das vorhandene Tages- oder Lampenlicht mit dem bläulichen Schein der Mattscheibe, was bestenfalls eine grobe Einschätzung der Farbe erlaubt. Im Buchhandel recht preiswert erhältlich ist der "Farben-Atlas" von Harald Küppers aus dem DuMont-Verlag. In diesem Büchlein werden 5500 Farbnuancen aus der Euroskala im Bunt- und Unbuntaufbau gezeigt. Eine Portion Farbtheorie bietet einen guten Überblick über die Tabellen.
Da Druckfarben auf äußere Einflüsse wie Wärme, Luftfeuchtigkeit und Licht reagieren, verändern sich die Farbproben im Laufe der Zeit. Man darf Farbatlanten also nie unnötig lange aufgeschlagen liegenlassen. Wer auf Genauigkeit Wert legt, sollte sich alle Jahre wieder ein neues Exemplar zulegen.
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